Germanna Foundation - Hiematverein-Eisern

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Germanna Foundation

Germanna Foundation
Die Freundschaft des Heimatvereins Eisern zur amerikanischen Germanna Foundation
Im Jahre 1713 verließen insgesamt 42 Personen aus den Dörfern Niederndorf, Oberfischbach, Oberschelden, Eisern, Trupbach, Rehbach (heute Kaan-Marienborn) und Müsen ihre Siegerländer Heimat, um in der „Neuen Welt“ in Amerika ihr Glück zu suchen.

Es war keine  Abenteuerlust die sie antrieb, sondern das Resultat der wirren  politischen Verhältnisse und der bitteren Armut die damals im Fürstentum  Nassau- Siegen herrschte.
Heutzutage kann  man den Wagemut dieser wackeren Menschen nur bewundern, die den  endgültigen Abschied von all ihrem Hab und Gut, sowie aller Verwandten  in Kauf nahmen und gegen die vage Hoffnung  auf ein besseres,  glücklicheres Leben in einem noch wilden und jungfräulichen Land  eintauschten. Man begab sich zunächst nach Rotterdam, von wo man über den Ärmelkanal nach England übersetzte.

Dort  angekommen, musste man cirka ein Jahrin der Nähe von London verbringen,  da in Virginia zu diesem Zeitpunkt ein Aufstand der eingeborenen  Indianer gegen die europäischen Eindringlinge stattfand. Virginia war  damals eine Kolonie der britischen Krone und ein Frontstaat zu den  Indianergebieten, in dem Lieutenant Governor Alexander Spotswood die  Interessen seiner Königin Anne vertrat. Dieser Governor Spotswood  brachte in Erfahrung, daß sich Emigranten aus dem Fürstentum Nassau-  Siegen, die im Bergbau und Hüttenwesen, sowie in der Metallbe- und  verarbeitung bewandert waren, in der Nähe von London aufhielten und auf  ihre Passage über den Atlantik warteten. Dies kam ihm  sehr gelegen, denn er beabsichtigte,in Virginia eine Eisen- und  Stahlindustrie zu etablieren. So finanzierte er den Siegerländer  Auswanderern die Überfahrt unter der Bedingung, daß sie dafür eine  vierjährige Schuldknechtschaft eingingen.

Glücklicherweise  überlebten alle 42 Personen die gefährliche Überfahrt und kamen am 28.  April des Jahres 1714 in Virginia an. Dort bezogen sie das Fort  Germanna, ein Vorposten an der äußersten Grenze zu den Indianergebieten,  in der Nähe einer Furt am Rapidan River.

Der Name  Germanna war eine Schöpfung von Alexander Spotswood und setzt sich  zusammen aus: Germany und dem Namen von Queen Anne, die zu diesem  Zeitpunkt in Amt und Würden war,aber schon wenige Monate nach der  Ankunft der Siegerländer Auswanderer verstarb.

Die Gegend um das damalige Fort trägt bis zum heutigen Tage den Namen „Siegen-Forest“ (Siegener Wald).
Kirchenbuch mit Eintragungen von Pastor Haeger

Bibel & Abendmahlskelch in Oberfischbach.
Unter den 42 Auswanderern befanden sich auch 6 Personen aus Eisern und zwar:
Johannes Hoffmann (Boardeschutte), Johann Henrich Weber ( Eier Werwersch ) mit seiner Frau Anna Margarethe Weber, geborene Huttmann und deren Kinder Johannes, Cathrin und Tillmann.
Es müssen sicher  harte erste Jahre in der Fremde gewesen sein und manchen mag das  Heimweh arg geplagt haben, denn es war ein Leben mit vielen  Entbehrungen, aber sie trugen ihre Siegerländer Heimat  immer im Herzen.  Um so erstaunlicher ist es, daß der,in Anzhausen geborene, Pastor  Johann Henrich Haeger aus Oberfischbach, im Alter von über siebzig  Jahren die Strapazen der Auswanderung auf sich nahm und noch mehr als 20  Jahre in Amerika lebte,für die damalige Zeit ein biblisches Alter. Man  kann Pastor Haeger heute getrost als einen der Gründerväter der   evangelisch reformierten Kirche in Amerika betrachten. Für die heutigen  Nachfahren ist er  zu einer verehrten Kultfigur geworden
.
Noch vor  Beendigung der vierjährigen Schuldknechtschaft erwarben einige der  Auswanderer eigenes Land, in nordwestlicher Richtung, etwa 20 km  entfernt von Fort Germanna, welches man 1718 verließ und verfiel.Sie  gründeten dort den Ort Germantown, ein Schauplatz großer Schlachtenim  amerikanischen Unabhänigkeitskrieg,der heutzutage nicht mehr existiert.
So vergingen mehr als zwei  Jahrhunderte,bis 1927 der Müsener Pfarrer Heider, anlässlich der 300  Jahrfeier der evangelischen Kirchengemeinde, sich mit einem Brief direkt  an Calvin Coolidge,den damals amtierenden Präsidenten der Vereinigten  Staaten von Amerika wandte, mit der Bitte um Auskunft über den Verbleib  der Siegerländer Auswanderer und deren Nachfahren.  Präsident Coolidge  delegierte diese Aufgabe umgehend weiter an Harry Flood Byrd, den  damaligen Gouverneur von Virginia.

Daraus  entstanden die ersten Kontakte zwischen den Nachfahren der Auswanderer  und ihrer Siegerländer Heimat.Aber auch in den Vereinigten Staatenwar  man nicht untätig geblieben. Im Jahre 1949 initiierte Brawdus Martin ein  erstes Treffen der Nachfahren mit einem Picknick auf dem Gelände im  Siegen- Forest. Er wurde der erste Präsident der 1956 gegründeten  Germanna Foundation und seitdem findet die „Annual Conference &  Reunion“ jeweils am 3. Juliwochenende dort statt. Brawdus Martin zu  Ehren wurde das Besucherzentrum am Highway Nr. 3 (Germanna Highway) nach  ihm benannt. Dort unterhält die Germanna Foundation ein Museum, eine  Bibliothek und ihre Genealogie Dokumentation.
Brawdus Martin Visitor Center
und Memorial Garden
am Highway Nr. 3 ( Germanna- Highway ) in Virginia
Seit dem Jahr  2003 besucht nun jährlich eine Delegation der Germanna Foundationdie  Dörfer ihrer Vorfahren.Es sind jedes Mal sehr emotionale Momente, wenn  sie vor den, noch vorhandenen,Häusern ihrer Ahnen stehen und die Namen  ihrer Vorfahren in den alten Kirchenbüchern entdecken. Waren die ersten  Besuche unserer amerikanischen Gäste zu Anfang noch von höflicher  Zurückhaltung geprägt, so herrscht heute ein sehr herzlicher,  ungezwungener und freundschaftlicher Umgang miteinander vor. Es zählt  jedes Jahr zu den Highlights in der Agenda des Heimatvereins, wenn,  jeweils in der zweiten Juniwoche, die Delegation der Germanna Foundation  unter der bewährten Leitung von Dr. Katharine Brown und ihrem humorvollen Gatten Dr. Madison Brown im Siegerland eintrifft.

Viele  Mitglieder des „Germany-Trips“ begeben sich zum wiederholten Male auf  die Spuren ihrer Vorfahren, aber es sind auch jedes Mal neue Gesichter  dabei und die freundschaftlichen Kontakte zu ihnen blieben, über all die  Jahre, auf beiden Seiten stets aufrecht erhalten. So berichtete  das WDR Fernsehen im Rahmen der Sendung „ Lokalzeit “ über den Besuch der 5. Germanna Delegation in Eisern im Jahr 2007. 2008 erhielten die amerikanischen Gäste der 6. Delegation eine Gussplatte mit dem Titel: „ Die Geschichte des Eisens “ als Geschenk des Heimatvereins Eisern überreicht.

Diese  Gussplatte zeigt in 9 Bildern die Entwicklung der Eisenverhüttung vom  Schmelzofen der keltischen La Tenezeit bis zum Hochofenwerk des 20. Jahrhunderts und dokumentiert eine 2500 Jahre umfassende, kontinuierliche Geschichte der Eisen- und Stahlerzeugung im Siegerland.

In 2011 erhielten die Gäste der 9. Delegation erstmals 10 Wappen von Orten der zweiten deutschen Immigration im Jahre 1717. Diese Einwanderer kamen überwiegend aus der Pfalz, dem Kraichgau und aus Württemberg. Heute bezeichnet man diese Immigranten aus dem Jahre 1717 als „Second Colony“.
Gussplatte mit dem Titel: "Die Geschichte des Eisens"
So verbrachte Danica Junker aus Eisern 2011 einen fünfwöchigen Aufenthalt  von Juli bis August zuerst im Haus von Marc Wheat, dem Präsidenten der Germanna Foundation und anschließend bei dem Ehepaar Keith & Laura  Hoffman in Arlington/ Virginia. Außerdem nahm sie die Gelegenheit wahr,  an der Conference & Reunion der Germanna Foundation im Juli diesen Jahres teilzunehmen.

Im Dezember statteten Laura & Keith Hoffman ihren Gegenbesuch in Eisern ab, um die Traditionen der deutschen Weihnacht zu erleben. Ein Höhepunkt ihres Deutschlandbesuches war das freudige Wiedersehen mit dem  heimischen Bundestagsabgeordneten Volkmar Klein und seiner Gattin im Restaurant des Hotels Ongelsgrob in Buchen. Volkmar Klein und seine Gattin waren in 2011 zum gleichen Zeitpunkt wie Danica Junker zu Gast im Haus der Hoffmans in Arlington/ Virginia. Es war ein schöner Abend bei gutem Essen und angenehmen Gesprächen. Keith Hoffman ist ein direkter Nachfahre des, 1713 ausgewanderten, Johannes Hoffmann aus Eisern.

In 2013 jährte sich die Auswanderung der 42 Siegerländer zum 300. Male. Aus diesem Anlass besuchte uns eine zahlenmäßig starke 11. Delegation der Germanna Foundation, mit etlichen bekannten Gesichtern, aber auch  mit, erfreulicherweise, vielen neuen und jüngeren Teilnehmern.

Der enge, prall gefüllte Zeitrahmen ließ es diesmal leider nicht zu, daß der Aufenthalt der Delegation in Eisern länger als eine Stunde währte, was aber die allgemeine Freude beiderseits nicht trübte.

Das Jahr 2014 beinhaltet zwei grosse Veranstaltungen auf beiden Seiten des Atlantischen Ozeans:

Eisern feiert den 725. Jahrestag seiner ersten Erwähnung auf einem Dokument vom 1. Januar 1289, in dem ein „ Hermanus de Ysern “ als Zeuge der Behörde von Siegen bei einer Gerichtsverhandlung genannt wird.
Die Germanna Foundation hingegen begeht den 300.Jahrestag der Ankunft der 42 Siegerländer Auswanderer in Amerika.

Aus diesem  Anlass wird eine 30-köpfige Delegation, bestehend aus Mitgliedern der Deutsch-Amerikanischen Gesellschaft Siegen-Wittgenstein, des Heimatbundes Siegen-Wittgenstein und der Heimatvereine, im Juli in die USA fliegen, um an den Feierlichkeiten der Germanna Foundation in Virginia teilzunehmen.

Das Fort  Germanna stellt das „ deutsche Jamestown “ in Amerika dar. Jamestown war die erste englische Siedlung auf dem amerikanischen Kontinent. Über die drei Jahrhunderte verteilt, zählt die Nachkommenschaft der 42 Siegerländer Auswanderer mittlerweile weit über 500000 Personen, die über die gesamten USA verstreut lebten und leben. Ein solcher Nachfahre, mit Wurzeln in Trupbach, ist beispielsweise Buzz Aldrin, der zweite Mensch, der den Mond betrat.

Wir alle sind  guter Dinge, daß die Freundschaft mit der Germanna Foundation noch sehr lange Bestand haben wird und die Begegnungen der Menschen auf beiden Seiten des Atlantiks dazu führen, daß das gegenseitige Verständnis
ständig  wächst und vertieft wird. Dieser Aufgabe wird sich der Heimatverein Eisern auch in Zukunft mit Freude widmen und wir sehen den kommenden Besuchen unserer amerikanischen Freunde mit großer, freudiger Erwartung entgegen.

Es ist unser Anliegen, diese Freundschaft zu pflegen und die Verantwortung der künftigen Generationen in Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika, dieses große gemeinsame Erbe zu bewahren und mit Leben zu erfüllen.
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